Ausflugsziele

Anbau, Anbaumethoden, Konzept...

 

 Eine Reise in die Micro-Welt von DornenSilber

(Dieser Text befindet sich noch im Aufbau und wird fortlaufend angepasst)

 

Stand: 21.04.2024

 

 

"Die einzige Konstante in der Natur ist Veränderung"

 (Der Gesang der Flusskrebse)

 

 

In diesem Text geht es um die praktizierten Anbaumethoden, die sich - wahrscheinlich immer - in der (Weiter-) Entwicklung befinden und eng mit meiner eigenen Entwicklung verknüpft sind. Diese hat umso mehr stattgefunden, weil ich durch die drei Standorte meiner Orte in Schallstadt-Föhren, Freiburg und Bötzingen bereits sehr viel lernen durfte. Die unterschiedlichen Bedingungen und vor allem die unterschiedlichen Böden ermöglichen ein Vergleichen und Reagieren. Das Experimentieren spielte von vornherein eine große Rolle. Nur so konnte ich das Gärtnern, die Pflanzenwelt und die Orte kennenlernen. Vermutlich wird dies ein lebenslanger Prozess sein, sodass sich immer wieder etwas ändern wird. Auch wegen der Agroforstelemente oder anderer mehrjähriger Elemente, deren Entwicklung erst nach Jahren vollumfänglich wirken wird. Aber auch wegen der Unerschöpfbarkeit der Pflanzenwelt. Und nicht zuletzt wegen der sich rasant ändernden klimatischen Bedingungen, die das Planen schwieriger, aber auch weniger wichtig machen. Flexibilität -  im positiven Sinne - ist hier das Stichwort. 

   Ich lade dich also ein auf eine Reise meiner gärtnerischen (aber auch persönlichen) Entwicklung und der praktizierten Anbaumethoden in diesem Projekt der  Microlandwirtschaft.

Worum geht es?

 

"Das Mobilee des Lebens ist aus dem Gleichgewicht geraten."

 

Permakultur? Regenerative Landwirtschaft? Syntropische Landwirtschaft? Holistic Gardening? Hortus-Konzept? Mischkulturen? Es gibt mittlerweile  viele Konzepte, die auf den ersten Blick einen Dschungel darstellen, durch den man erstmal einen Weg finden möchte. Bleibt man zunächst noch in einer Vogelperspektive und betrachtet alle Konzepte grob von oben, wollen sie eigentlich alle das Gleiche: Das Leben auf dem Planeten bewahren, lebendige Ökosysteme wiederherstellen und ganzheitlich und nachhaltig (be-)wirtschaften und gärtnern. Für mich war recht schnell klar, dass es nicht so sehr auf das Konzept ankommt, welches ich verfolge, sondern vielmehr auf das, was ich im Garten und mit der Natur mache. Und da fand sich schnell ein Begriff, der dem sehr nahe kommt und keinem der Konzepte widerspricht: Lebenszentriert! Das bedeutet: Das Leben steht im Mittelpunkt und ist Dreh- und Angelpunkt allen Wirkens. Lebenszentriert zu bewirtschaften bedeutet, das Leben - was alle Tiere, Organismen, die Pflanzenwelt und auch die Menschen, aber auch Kreisläufe, Wechselwirkungen und Ressourcen, und damit die Langfristigkeit bzw. Nachhaltigkeit beinhaltet -  im Mittelpunkt steht. Es geht also in erster Linie nicht um Geld, um eine Geldzentriertheit und somit um den Ertrag oder eine Ertragsmaximierung. Alle bisherigen Systeme sind jedoch geldzentriert und versuchen - wie auch immer - den Ertrag bzw. die Gewinne zu steigern. Diese verfolgen ja den schier unendlichen Wachstumsgedanke und dieses Projekt der Microlandwirtschaft verfolgt den Degrowth-Gedanken, also das langlebige Wirtschaften ohne Verluste im Einklang mit der Natur. 

   Die von mir praktizierte lebenszentrierte Anbaumethode möchte nachhaltig ein lebendiges Ökosystem ermöglichen, in dem gesundes Gemüse wächst.

 

 

Warum ist das notwendig?

 

"Es darf nicht nur die Ertragssteigerung als Maß und Ziel geben, die alles Andere ausser Acht lässt. Leben geschieht immer 

in multidimensionalen Zusammenhängen. 

Der händische, lebenszentrierte und regenerative Anbau ermöglicht Leben in multidimensionalen Zusammenhängen 

und hat gleichzeitig gute Erträge." 

 

Die Probleme der Landwirtschaft, wie sie gegenwärtig überwiegend praktiziert wird, setze ich als bekannt voraus, nenne das Wesentliche in Stichpunkten:  Ertragsstagnation oder -rückgänge, überschuldete Landwirte, unterbezahlte Landwirte, ausgelaugte Böden, Bodenschwund, Monokulturen, Insektensterben, Rückgang der Vogelbestände, Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern, tote Böden, nackte Böden, hohe Suizidrate bei Landwirten, Ökozid, Rückgänge der Mikrobiome.

 

Warum ist das so? Das ist sicherlich nicht einfach zu beantworten und hat multikausale Ursachen. Das geht bei politischen Rahmenbedingungen, Reglementierungen und Förderungen los, setzt sich bei Effizienz-, Ertrags- und Gewinnsteigerungen fort und endet bei Konsument*innen, die günstige und "schöne" Produkte haben möchte. Die eigentlichen Ursachen liegen meiner Meinung nach aber in einer weiteren Abkopplung des Menschen und menschlichen Handelns von der Natur. Wir haben einfach keine Ahnung mehr davon, was Natur ist, obwohl wir tief in ihr verwurzelt sind. Denn daher kommen wir. Wir kommen aus der Natur und sind ein Teil davon. Wir sind nichts anderes, besseres oder höheres, sondern einfach nur ein Teil dessen was ist. 

 

Dazu kommen die Veränderungen der klimatischen Verhältnisse durch den Klimawandel. Dürren, Starkregen, Hagelschlag, zunehmende Winde und Windgeschwindigkeiten, Kälteperioden im Sommer, Wärmeperioden im Winter, zu viel oder zu wenig Niederschlag, absinkende Grundwasserspiegel. Auf diese klimawandelbedingten Veränderungen kann man begrenzt flexibel reagieren.

 

   Wir Menschen leben schon lange nicht mehr in und mit der Natur. Der Rhythmus des Mondes und teilweise auch das Wetter oder die Jahreszeiten sind uns zunehmend fremd geworden. Wir können jederzeit alles machen: Skifahren im Sommer, in die Karibik im Winter. Und wenn wir den ganzen Tag im Büro sitzen, bekommen wir nicht mal mit, dass sich das Klima verändert hat. Wir erfahren das aus den Nachrichten - wenn überhaupt - und freuen uns, wenn es nach der Arbeit draussen warm und trocken ist. 

Wenn man hingegen täglich im Garten ist, sieht und spürt man die dramatischen Veränderungen. Der Rhythmus der Natur ist bereits aus dem Gleichgewicht geraten - so wie unser Rhythmus entkoppelt von der Natur ist, was auch kein Gleichgewicht mehr darstellt. Das Verhältnis Mensch - Natur ist immer spiegelbildlich. Geht es der Natur oder einzelnen Tieren/Pflanzen/Arten schlecht, geht es der Menschheit/einzelnen Menschen schlecht - und umgekehrt.

 

   Als weitere Eskalation haben wir uns aber in den Kopf gesetzt (oder glauben es einfach), die Natur kontrollieren zu können. Die Anfänge davon können auf die Zeit des englischen Gartens, der Verbannung des "Weideviehs" aus dem Wald oder der industriellen Revolution datiert werden. Also seit etwa 200 Jahren versuchen wir in einem fortwährenden Kampf, die Natur zu kontrollieren. Dies bedeutet eine Abspaltung, es ist  eine Wahrnehmung der Natur als etwas Anderes und die Überordnung des Menschen. Es ist nichts ganzes (=heil, Heilwerdung), sondern eine Hierarchisierung. Das Gestalten von Gärten mit kugelförmig geschnittenen Buchsbäumchen und exakten Rasenkanten sowie englischem Rasen bedeuten einen enormen ökonomischen und antiökologischen Aufwand - und nicht zuletzt der Verbannung von Leben, anderen Pflanzen und Tieren, Lebensräumen und Lebensgemeinschaften. Und seit der Mensch das Vieh aus dem Wald verbannt hat, muss er sich selber aufwändig um die Pflege des Waldes kümmern, die zuvor das Vieh übernommen hatte. Daraus könnte man schließen:

 

Wenn es einfach,  natürlich ist, dann ist es gut!

 

"Gärten, wie wir sie kennen, unterliegen häufig einer menschlichen Kategorie von Ordnung, die nichts mit Natur zu tun hat. 

Sie ist geprägt von einem fortwährenden Versuch, die Natur kontrollieren zu wollen. 

Erst wenn wir diesen Pfad verlassen, finden wir Frieden." 

 

Lässt man es, lässt man die Natur einfach (machen), lässt man andere, lässt man Kinder oder lässt man sich selbst einfach mal Sein - dann ist es gut oder es wird gut. Je weniger Aufwand, je einfacher ich eine Beziehung - zur Natur, zu den Kindern, zu anderen, zu mir - gestalte, umso besser ist es. Und wenn wir wieder lernen, einfach zu leben, dann können wir auch mit vielen Menschen auf diesem Planeten leben. Mit unseren derzeitigen Lebensstilen geht das nicht.

   Die industrielle Revolution hat uns von der Natur entfernt, weil wir Maschinen lieb gewonnen haben. Es kam ja die Zeit, in der man Samstags lieber das Auto gewaschen hat, als in die Natur zu gehen. Heute stellen Smartphone und Apps weitaus größere Zeitfresser dar. Aber eben auch sehr nützliche Techniken, durch die Wissen abrufbar ist. Was früher über viele Beobachtungen und Erfahrungen von Generation zu Generation weitergetragen wurde, ist heute per klick nachlesbar. Also konnte ich, zunächst ohne viel Wissen aber mit viel Intuition, mit dem Gärtnern anfangen. 

 

Den Kampf, den viele immer noch kämpfen, habe ich schnell aufgegeben. Im Ersten Gartenjahr machte ich noch die Fugen von den Wegen "sauber". Dann verstand ich, dass sich die Wegplatten nur unnötig aufheizen und diese Hitze strahlt auf die Pflanzen und die Böden ab. Seit dem wachsen die Wege zu und manche haben wir auch entfernt und aus den Platten Echsen- und Insektenfreundliche Trockenmauern als zusätzliche vertikale Elemente gebaut. Über die Selbstaussaat vieler Pflanzen wachsen z.B. auch wilde Rauke oder wilder Fenchel in den Fugen, sodass wir schon von Fugenlandwirtschaft gesprochen haben. Die Selbstaussaat bedeutet zusätzliche Achtsamkeit, weil genau wahrgenommen werden muss, was wo wächst, was sich selbst ausgesät hat. Und genau das ist einfach! Es - die Natur - funktioniert von  selbst. Sie sät sich selbst aus. Und das meiste davon ist essbar und sehr gesund. Dass vieles aus der Natur essbar ist, dürfen wir wieder lernen. Vielleicht ist auch genau daher ein Mangel begründet, weil wir vieles, was wir eh und je gegessen haben nicht mehr essen. Stattdessen essen wir hochverarbeitete Produkte. Die ganzen regale veganer Produkte sind hoch verarbeitete Produkte. Und im veganen Superkarkt gibt es nichtmal Gemüse oder Kräuter, die vegansten Produkte überhaupt.

 

Doch der Kampf vieler drückt sich auch im regelmässigen Rasen mähen, im Bekämpfen von Wühlmäusen oder "Unkräutern" aus. Oder im Wegfahren von Schnittgut und Herankarren von neuer Erde. Wenn man permanent etwas entnimmt und wegkarrt, fehlt auf Dauer etwas. Wenn es einfach ist, ist es gut. Einfach loslassen - und Frieden finden. 

 

Geht das so einfach? 

Wir haben uns daran gewöhnt, dass eine Rasenfläche nur ordentlich und gepflegt aussieht, wenn sie frisch gemäht ist und nackter und gepflügter Ackerboden sind für uns normal, richtig und schön. Alles Andere ist ungepflegt, unordentlich, falsch und nicht schön. Dazu zählen auch Monokulturen, Fichtenwälder, Weinanbau, Mais- und Weizenfelder. Sie sind für uns unsere Kulturlandschaft. Aber das sind alles Monokulturen, die totgewirtschaftet wurden. Dort gibt es kein Leben. Es gibt kaum Insekten und Vögel und das Bodenleben ist fast zum Erliegen gekommen. Eine Humusschicht gibt es schon lange nicht mehr. Gerade am Humus kann man sehr vieles auf sehr einfache Weise verstehen. In natürlichen Bedingungen fallen im Wald Blätter zu Boden, verrotten und werden zu Humus. Bei Krautschichten sterben Halme ab, neigen sich zu Boden und werden von den wichtigen Lebewesen und Mikroorganismen zu Humus zersetzt. Und bevor das geschieht, wenn sie absterben aber noch stehen und sich allmählich zu Boden neigen und erst im Winter brach liegen, dienen sie Insekten als Lebensraum. Diese Kreisläufe sind enorm wichtig für das Fortbestehen von NATUR. Sie bedeutet Leben und Tod. Nur durch Tod ist neues Leben möglich.  Aber wenn maschinell alles weggeräumt, gepflügt und gemacht wird, gibt es keine Lebensräume und keine Arbeit für die Organismen - und sie verschwinden. 

 

 

Die Bedeutung von Kreisläufen

 

"Es gibt Kugeln, Kreise, Bögen, Zyklen und Wellen im Leben. Aber niemals Linearität! 

Selbst Regentropfen fallen im Bogen der Gravitation zu Boden."


Schnell lernte ich die Kreisläufe, Zusammenhänge und fragilen Systeme kennen und begann diese aufzubauen und zu stärken. Kreisläufe. Wenn ich etwas wegnehme, fehlt etwas. Wenn ich auf Dauer immer wieder etwas wegnehme und wegbringe (Schnittgut, Ernte, Rasenschnitt), fehlt auf Dauer sehr viel. Das betrifft nicht nur die Biomasse, die auf Äckern durch Bodenschwund sichtbar wird (Feldwege liegen immer höher als der Acker, der von den Wegen ausgehend häufig einen Bogen nach unten macht), sondern auch auf die Nährstoffe. Geschlossene Kreislaufsysteme ist ein wichtiges Prinzip aus der Permakultur, aber auch aus unserer, als bekannt problematischen Lebens- oder Wirtschafts- bzw. Produktions- und Konsumweise. Das Wirtschaftssystem stellt mit seinem angestrebten Wachstum ein lineares Prinzip dar, ebenso die Landwirtschaft mit ihren Erträgen. Beim Wachstum soll die Linie kontinuierlich nach oben gehen, bei der Landwirtschaft die der Erträge. Faktisch geht der Zustand der Erde bzw. der Natur, aufgrund des wirtschaftlichen Wachstums, kontinuierlich nach unten. In  der Landwirtschaft gehen die Linien der Nährstoffe, des Humus und des Bodenlebens kontinuierlich nach unten. Das allein zeigt: So geht es nicht (weiter)!

In gesunden Systemen gäbe es Wellen: mal mehr, mal weniger Wachstum bzw. Ernte oder Humus und Nährstoffe, aber auf lange sich recht stabil und gleichbleibend.  Aufgrund der problematischen Umweltverhältnisse und schwindender Ressourcen werden mittlerweile Kreislaufwirtschaften angestrebt, die in vielen Branchen  nicht so einfach realisierbar sind. Beim Gärtnern und der Landwirtschaft ist das nicht so schwer. Ich bringe einfach kein Schnittgut weg und mache Kompostierung oder Flächenrotte. Dann fehlt nur der Teil der Ernte. Diese Entnahme an Biomasse wird durch Mulch-Material, das bestenfalls direkt vor Ort wächst ausgeglichen. Die Nährstoffentnahme kann durch Viehmist von eigener Tierhaltung oder Pflanzenjauchen aus eigenem Anbau ausgeglichen werden. Das macht alles viel einfacher. Die Gründüngung kann als Mischkultur mit den Kulturen wachsen (integriert) und direkt als Mulchmaterial verwendet werden. Idealerweise sät sich die Gründung sogar selbst erneut aus, sodass sogar der Aufwand der Aussaat entfällt. Die Hauptaufgabe, insbesondere bei der händischen Arbeitsweise, liegt somit im Regulieren lebendiger und toter Biomasse. 

   Deutlich wird hier aber auch, dass die Gesamtfläche die bewirtschafteten Flächen immer übersteigen muss, weil durch die Ernte immer etwas entnommen wird und auf  zusätzlichen Flächen  die notwendige Menge Biomasse angebaut werden muss, die die Entnahme ausgleicht. Und das geschieht am besten  integriert. Denn das Wunderwerk Pflanzen, insbesondere Gründüngungen, können durch ihr Wachsen den Boden nicht nur lockern, sondern auch wieder mit den für die Kulturen notwendigen Nährstoffen versorgen. Wie das funktioniert versteht man gut, wenn man sich das Bild eines Waldes vor dem Inneren Auge betrachtet: Der Wald existiert über viele tausende Jahre obwohl er sich permanent verändert. Bäume sterben ab, wachsen neu und jedes Jahr lassen sie ihre Blätter zu Boden fallen. Abgestorbene Bäume werden in langen Prozessen von Tieren und Organismen zersetzt und nichts geht verloren. Ein geschlossener Kreislauf der funktioniert. Sie produzieren ihre eigenen Nährstoffe die sie brauchen. Und das über viele tausende Jahre. Somit wandelt jede Pflanze Boden, Wasser und Sonne zu Nährstoffen um. Und jede Pflanze hat an ihrer Oberfläche und an den Wurzeln ein ganz eigenes Mikrobiom. je vielflätiger die Pflanzen sind, umso mehr Mikrobiome gibt es. Und diese Vilefalt komt dem gesamten System zugute. 

 

 

"Das Problem des Menschen ist nicht, sich hohe Ziele zu setzen und zu scheitern, sondern sich kleine Ziele setzen und Erfolg zu haben" (Michelangelo)

 

 

Wir haben es geschafft mit unserer "hochmodernen" Land- und Forstwirtschaft diese Systeme, gesunden Böden und bereits Mikrobiome zu zerstören. Einfach so pflanzten wir Fichten-Monokulturen wo zuvor Laub-Mischwälder waren. Weil wir es können? Das ist nicht nur unsensibel und geldzentriert, es hat auch die Böden stark verändert (übersäuert). Das sind massive Eingriffe in gesundes Leben. Und gleichzeitig haben wir uns an diese Landschaftsbilder gewöhnt. Es wird Zeit, diese loszulassen. 

 

 

 

Mit der Natur - nicht gegen sie

 

"Lieben bedeutet loslassen"

 

Je mehr ich die alten Bilder losgelassen habe, desto mehr war eine Beziehung zu den Pflanzen und ihrer Welt möglich. Es geht ja nicht darum im Garten etwas zu schaffen, was mir gefällt oder irgendwelchen Bildern entspricht. Wenn man mit Pflanzen arbeitet geht es darum, sich in ihre Welt zu begeben und diese so zu gestalten, dass es ihnen gut geht. Anders gesagt: Mit meiner (bisherigen) Weltauffassung komme ich beim Gärtnern nicht langfristig, bis in die 7. Generation, weiter. Denn die Indigenen wussten es. Der Mensch muss so leben, wie es für die 7. Generation noch gut ist. Das finde ich einen sehr spannenden Ansatz. Und ich frage mich zugleich: Was in der heutigen Welt ist eigentlich noch für die 7. Generation gemacht? 

 

...

 

 

Ich finde nix!


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Bilder sind virtuell und vom Menschen produziert. Woher diese Bilder kommen geschieht wechselseitig durch erzeugen glatter digitaler Bilder z.B. in der Architektur, Werbung oder von Gärten und dem erzeugen von Produkten oder anderen realen Objekten (Häuser, Gärten). Etwas „neues“ wird entwickelt, es wird bekannt und hip. Und das wollen wir dann haben. Und dann sind wir glücklich. Weil wir es haben. Aber Sind wir dann wirklich glücklich? 
   Wir wissen es doch, dass uns materielles oder Besitz nicht glücklich machen. Und es ist einfach, sich etwas zu kaufen (und dann hat man es!). 
Wenn wir dann raus gehen in die Natur merken wir, dass das, was wir dort erleben, wahrnehmen und spüren, nichts mit Geld oder Besitz zu tun hat. Und es ist wild -  und manchmal auch romantisch. Dann spüren wir diese tiefe Verbundenheit, das Ursprüngliche, was zu uns gehört und zu dem wir gehören. Das ist die eigentliche Welt, die immer bestanden hat und immer bestehen wird. Unsere Objekte sind hingegen nur von kurzer Dauer: Vergänglich. Langweilig. Austauschbar.
   Wenn wir also die Beziehung zur Pflanzenwelt eingehen, sie ermöglichen, wenn wir uns herablassen und nicht mehr von oben bestimmen, dann können wir mit der beseelten Natur in Verbindung gehen und zu den Naturgeistern und -Wesen Kontakt aufnehmen. 

 

Lieben bedeutet loslassen

 

   Das Loslassen jedoch dauert noch an. Immer wieder verspüre ich den Drang "aufzuräumen", "Unkraut" zu jäten und "Ordnung" zu schaffen, aber diese Bedürfnisse glühen nur noch schwach. Es brennt ein anderes Feuer in mir.

 

 

 

Verbundenheit 

 

"Die Pflanzenwelt ist eine beseelte Bibliothek"


In der Verbundenheit ist mein Handeln und Interagieren meistens intuitiv, wenig geplant und eher Prozesshaft. Es gab von vornherein keinen Plan, immer nur eine erste Idee. Und indem etwas erstes umgesetzt wird, beginnt die Veränderung. Das Wirken beeinflusst die Umgebung und die Natur reagiert. Darauf können nur Schritte folgen, die von vornherein nicht planbar sind. Dafür braucht es Flexibilität, Neugier und Offenheit. Denn es entsteht Natur, die zwar konstant aber auch im permanenten Wandel ist. So wird es in meinen Gärten jedes Jahr etwas anders aussehen. Und die Pflanzen helfen mir bei meinem Wirken. Da kommt ein Samen zugeflogen, da wächst etwas und ich lerne dadurch. Lerne neue Pflanzen kennen und integriere sie, lasse sie. Das meiste wächst von selbst. Also werde ich noch mehr auf Direktsaat setzen und zwar direkt in den Mulch. Das aufwendige Vorbereiten der Beete und das Eingreifen in den Boden wird nun ein Ende haben. Endlich. Denn Dort, unter dem Mulch, ist es immer feucht. Samen, die stark sind und wachsen wollen, werden sich durchsetzen. Das löst natürlich viele Probleme, wie der angesprochene Eingriff in den Boden, aber auch das schnelle Austrocknen des Bodens während der Sä- und Pflanzzeit. Und es ist natürlich, so wie in der Natur. Da fallen reife Samen zu Boden (oder werden vom Wind verweht und bleiben irgendwo hängen, andere werden durch Betritt weitergetragen). Die fallen aber nie auf nackten Boden oder in den Boden. Sie fallen auf eine Schicht aus Laub, Zweigen, Gräsern oder auf Humus. Sie bekommen direkt Kontakt zu Mikrooragnismen. Dort werden sie von Wind und Wetter zurecht hingelegt und mit weiterem zu Boden fallendem bedeckt. Und wenn sie einen guten Platz gefunden haben und wachsen sollen, werden sie das tun, weil sie wachsen wollen. Pflanzen produzieren weitaus mehr Samen, als daraus dann nachwachsen. Also säe ich selbst gesammeltes Saatgut großzügig und es reicht, wenn einige davon Keimen und wachsen. Wenn zu viele Keimen kann immer noch ausgelichtet werden. Und das ist meiner Meinung nach ein ganz wichtiges Prinzip: wegnehmen kann ich Pflanzen jederzeit und vieles wächst eh nach. Also lasse ich das meiste wachsen und die wenigen Pflanzen, die tatsächlich ungünstig für den Gemüseanbau oder wie das Jakobskreuzkraut sehr giftig sind, nehme ich - dann auch mit Wurzel - weg und auch erst, wenn sie schon größer sind. Denn dann haben sie zumindest gewirkt, haben Wurzeln und Biomasse gebildet, die nun wieder in den Beeten zu Nährstoffen verrotten darf. Ein Kreislauf, der unterstützt wird.

 

Diese vorgehensweise hat weitere Vorteile. Beim gewöhnlichen Anbau wachsen die Pflanzen einer Kultur gleich schnell. Es muss dann auch alles zur gleichen Zeit gerntet werden, was häufig einen Überschuss bedeutet. Bei Selbstaussaat und Direktsaat gibt es versetzte Wachstumdperioden, die ein Ernten nach und nach ermöglichen.  

 

 

 

 

Die Natur antwortet

 

"Der Mensch wird am Du zum Ich", 

so sagt es Martin Buber. 

Was bedeutet dieser Satz  angewandt auf die Natur oder unserer Beziehung zu ihr?

 

Jetzt steht vielmehr der Genuss der Natur im Vordergrund und wenn ich nackte Böden sehe tut es mir  im Herzen weh. 'Nackter Boden ist toter Boden'. Diesen Satz las ich bereits zu Beginn meiner gärtnerischen Tätigkeit. Ich habe es geschafft, die in mir programmierte "Ordnung" von 'Garten' in eine Interaktion mit der Natur umzuprogrammieren und lerne nun, dass Natur äußerst robust ist. Wenn man sich das Straßengrün oder grüne Inseln in einer gepflasterten Fläche vorstellt, dann quillt es förmlich heraus, es will wachsen - und wächst überall. Dort wo nichts wächst, hat der Mensch massiv eingegriffen (pflügen, hacken, Herbizide) oder es ist einfach unwirtlich (Wüste, Eis...). 

   Mein Wirken ist zunehmend ein Reagieren. Ich reagiere auf das, was die Pflanzenwelt macht. Dadurch ändern sich Bepflanzungspläne, es ergeben sich neue Mischkulturen und sogar Wegeführungen können sich ändern. Hier und da muss ich mich mal "durchschlagen", wenn Sonnenblumen in den Weg hereinragen, Bohnen den Mais über den Weg zu Boden zwingen oder Kürbisse und Zucchini über die Wege ranken. Diese Unterordnung beinhaltet Sanftmut und Demut und ist ein Teil der Interaktion. Aber das schönste an allem ist, dass die Natur sehr schnell antwortet. Sobald Nahrung für Insekten da ist, kommen Insekten, sobald auch ihre Lebensbereiche vorhanden sind, bleiben sie sogar. Pflanzen blühen auf, gesunden, werden robuster und resilienter. Das Leben nimmt zu, wird vielfältiger weil lebenszentriert interagiert wird. Die Eidechsen- und Wildbienenpopulationen haben sich bereits mehr als verdoppelt. 

   Dass ich nur reagieren kann und nicht dem Ort ein System, bestimmte Kulturen oder eine Idee aufoktroyieren kann, habe ich insbesondere durch die drei Standorte gelernt, die ganz verschieden sind, was die Böden, vorhandenen Bewuchs, die Bedingungen und Voraussetzungen betrifft. Die Essenz daraus ist: ich kann nur mit Gewalt an einem Ort machen, was ich will. Im Miteinander passe ich mich bzw. meine Vorhaben an den Ort an. Diese Erkenntnis führt aber auch unweigerlich zu der Frage, was Natur ist? Wenn man sich Natur anguckt und sie auf sich wirken lässt, stellt man fest, dass es immer ein Miteinander ist und niemals Monokulturen. Und schon gar nicht nackter Boden. 

Syntropische Landwirtschaft, Agroforst und Mischkulturen

 

"Das ist so wie in der Natur."

 

Diese Erkenntnisse führen unweigerlich dahin, die an dem Ort vorhandenen oder zugeflogenen Pflanzen, das sind Pflanzen die dort schon sind und dort besonders gut wachsen, die sich dort wohl fühlen, möglichst zu integrieren. Auf diese Weise lernte ich in der Praxis Elemente der syntropischen Landwirtschaft kennen und erweiterte meine Praxis der Mischkulturen. In Schallstadt wächst z.B. Vogelknöterich, der fast wie ein Teppich ein fantastischer Bodendecker ist und mit dem Stroh-Mulch verwächst, sich damit verzahnt. Pflanzen haben gegenüber totem Pflanzmaterial den Vorteil, dass sie Feuchtigkeit nach unten verdunsten und so zur höheren Bodenfeuchtigkeit beitragen können. In Freiburg und Bötzingen ist es z.B. der Gundermann, der diese Funktion übernimmt. Er harmoniert auch sehr gut mit hoch wachsenden Gräsern, aber ebenfalls sehr gut mit Mulch. Mein Ziel ist es, eine sehr dichte und geschlossene Pflanzendecke mit verschiedenen Ebenen zu erreichen: Unten die Bodendecker, drüber überwiegend Kulturen, dann Sträucher und Büsche, aber auch Mais und Bohnen oder andere rankende pflanzen und dann locker ein paar höhere Baumelemente. Das ist auch die Systematik der syntropischen Landwirtschaft, die ich parallel, während ich sie schon anfing zu praktizieren, kennenlernte. Mehrjährige Kulturen wie Gewürzfenchel oder Artischocken zählen ebenfalls dazu.  Es ist also eine Kombination aus klassischen Mischkulturen, syntropischer Anbauweise und Kombinationen nach dem Habitus, die ich praktiziere. Rankende Pflanzen brauchen immer etwas, was in die Höhe wächst, woran sie ranken können. Das können Sonnenblumen, Mais oder auch Artischocken/Cardy oder Bäume/Sträucher sein. Wohingegen sich die Cardy mit ihren großen Fächerblättern ideal mit Gewürzfenchel und Kapuzinerkresse verbindet. Die zart gefiederten Blätter des Gewürzfenchels wachsen durch die groben der Cardy hindurch. Die Blätter der Cardy bilden "Höhlen" über dem Boden, in denen sich die Kapuzinerkresse ausbreiten kann. Sie fädelt sich aber schließlich durch fast alles hindurch, weshalb sie immer ein toller Bodendecker und Ergänzung in der Mischkultur ist. 

   In Schallstadt wollte ich Agroforstelemente zur partiellen Beschattung aber auch wegen dem häufigen und recht starken Wind etablieren. Auch weil Hitze und Somit Verdunstung und Winde bekannterweise weiter zunehmen werden. Um einen weiteren Effekt der Bäume zu haben, wählte ich Säulenpappeln und Schwarzerlen und eine Robinie. Alle Bäume sollen relativ klein gehalten werden, was problematisch werden könnte und sind nicht unbedingt standortgerecht. Die Hoffnung liegt vielmehr auf ihren Eigenschaften: Pappeln befördern Wasser aus tieferen Schichten und machen es in oberen Schichten für die Kulturpflanzen  verfügbar. Da der Acker eine leichte Neigung hat sind sie im oberen Bereich angeordnet, wo der Boden zuerst trocken wird. Schwarzerlen und Robinien machen Stickstoff verfügbar, wobei Erlen ihre Früchte im Winter behalten und so auch im Winter den Wind etwas mehr brechen könnten. Es ist nur eine Robinie, weil hier das Verhalten von Wurzelausläufern zunächst genauer studiert werden soll - ein Experiment. Vereinzelt wurden Sträucher gepflanzt, die entweder Frühblüher sind, weil Insekten zunehmend früher im Jahr Nahrung suchen (Felsenbirne, Cornelkirsche), sie essbare Früchte haben (Felsenbirne, Cornelkirsche, Schlehe, Weissdorn, Erdbeerbaum, Honigbeeren, Maulbeere) oder einfach für Insekten und Vögel interessant sind. 

 

Zusätzlich wurden 2024 noch Judasbäume, Paw Paw, Pistazie, Ölweiden, Pekannuss und Gingko gepflanzt. 

 

Was die syntropische Landwirtschaft sehr schön zeigt ist das Spiegelbild der Erdoberfläche: So wie es über der Erde aussieht, sieht es unterhalb aus. Eine vielfältige, vertikal verschiedene Höhen ausfüllende Bepflanzung bedeutet ein umfangreiches, in verschiedene Tiefen dringendes Wurzelwerk. Dieses Wurzelwerk ist besonders wichtig. Je mehr lebende und tote Wurzeln es gibt, desto besser. Die Wurzeln ergänzen sich, helfen sich gegenseitig - auch durch ihre unterschiedlichen Mikrobiome. Denn wenn man mal in der Natur in den Boden gräbt, dann hat man in der oberen Schicht immer ein dichtes Wurzelwerk. Es ist ein weit unterschätzter Lebensraum, der ja den Boden auch  schützt (stabilisiert, stichwort Bodenerosion). 

 

 

 

Es schmeckt einfach besser

 

"Eigentlich logisch."

 

Was vom Wald mittlerweile bekannt ist, trifft für die Pflanzenwelt ebenfalls zu. Sie mögen, ja brauchen die Gemeinschaft mit anderen Pflanzen. Dann sind sie resilienter. Und selbst in einem Wald gibt es manchmal Bodendecker oder Strauchstrukturen und selten nur Bäume. Reine Fichten- oder Buchenwälder sind Monokulturen, die anfälliger sind. Bei Gemüsekulturen gibt es erste Nachweise, dass bei Mischkulturen die Mikroorganismen mehr und vielfältiger sind. Mikroorganismen, das sind Bakterien, Pilze, Algen... sorgen  bei den Pflanzen für eine bessere Aufnahme von Nährstoffen. Das sind Symbiosen, die starke Systeme bilden. Und diese Art Gemüse anzubauen geschieht nicht nur im Einklang mit der Natur und Hand-in-Hand mit den Bodenlebewesen, Bakterien und Pilzen, nein, es wirkt sich auch auf den Geschmack aus. Menschen, die mein Gemüse probiert haben, sagen, dass es besser schmeckt als Bio. 

   Neue Studien belegen, dass Gemüse aus regenerativem Anbau gesünder ist als Bio oder konventionellen Erzeugnisse. Bestimmte Stoffe, die besonders Gesundheitsfördernd bzw. -erhaltend wirken seien bei diesen nicht enthalten. Und dennoch wird daran geforscht z.B. Fleisch künstlich herzustellen und manches Gemüse wächst heute schon in völlig isolierten Umgebungen. Aus diesem Grund halte ich auch nicht viel von Hochbeeten, wenn sie durch eine Folie vom natürlichen Boden getrennt sind. Erst der gesunde Boden, das Wachsen im Gesamtgefüge macht das System und damit die Pflanzen und das Gemüse wertvoll. 

 

Was bedeutet regenerativ?


Der regenerative Anbau laugt den Boden nicht aus und stört ihn aber auch nicht. Ein lebendiges Bodenökosystem wird ermöglicht und erhalten. Das bezieht sich zwar auf die Bodenfruchtbarkeit und den Humusaufbau bedeutet aber noch viel mehr. Wenn man mit der Schaufel in einen gesunden Waldboden sticht, ist zunächst eine deutliche Humusschicht sichtbar. Ebenso auffällig sind zahlreiche Wurzeln meist verschiedener Pflanzen. Daran erkennt man schon, dass es ein gewachsenen System, das von verschiedenen Pflanzen gebildet wurde. Wahrscheinlich sieht man auch das ein oder andere Krabbeltier oder Käfer, insbesondere an der Oberfläche oder zwischen Humus und Laub. Was für das Auge nicht sichtbar ist, ist die Vielzahl an Mikroorganismen. Es existiert ein gewachsenes und äußerst lebendiges und belebtes System, was durch jeden Eingriff gestört wird. Paradoxerweise werden im biologischen Anbau keine Pflanzenschutzmittel zugelassen und eingesetzt, sehr wohl aber eine Bodenbearbeitung, die wie ein starker Pflanzenschutz wirkt und eingesetzt wird und intensiver als beim konventionellem Anbau ist. Nachhaltig ist das nicht. Jede lebendige aber auch tote Wurzel ermöglicht Leben, bietet Lebensraum, ebenso jedes Stückchen organischen Materials. Darum ist folgendes beim regenerativen Gemüseanbau unbedingt einzuhalten: 

  • dauerhafte Bodenbedeckung durch Kulturen, (und) Gründüngung und/oder Mulch
  • Flächenrotte: Mulch und pflanzliches Material verrotten direkt in den Beeten
  • keine mechanische Bodenbearbeitung, auch keine Oberflächenbearbeitung

Diese Maßnahmen erreichen, dass sich, durch die im Boden verbleibenden Wurzeln, ein gesunder und lockerer Boden mit all den wichtigen Lebewesen und Mikroorganismen entwickeln kann. Die Gründüngung ist ebenfalls fester Bestandteil und kann im Wechsel, parallel oder integriert in Mischkultur wachsen. Einige Pflanzen haben die Eigenschaft besonders gut den Boden zu lockern, andere binden aktiv Luftstickstoff im Boden, der für die Kulturen wichtig ist. Der Eintrag organischen Materials durch Flächenrotte oder Mulch  ist das Futter für die Organismen und führt zum Humusaufbau, der wiederum Nährstoffe für die Pflanzen liefert. Bakterien, Pilze und Algen arbeiten sich daran ab und ermöglichen ihrerseits eine verbesserte Nährstoffaufnahme der Pflanzen. Die Mischkultur trägt zur Bodenfruchtbarkeit, der Resilienz der Pflanzen und des gesamten Systems und Vielfalt an Bakterien und Mikroorganismen bei. Auf diese Weise kann ein intaktes Ökosystem entstehen. 

 

 

Wellness

 

"Wenn ich zur Arbeit gehe, gehe ich nicht mehr in den Garten, sondern in die Natur. 

Meine Gärten sind zu Natur geworden." 

 

Das Regenerative beinhaltet auch die eigene Gesundung im Geiste - oder Wellness. Wir können uns in einer Beziehung mit der Natur regenerieren.  'Die Pflanzenwelt ist wie eine Bibliothek und das wirkliche Werk Gottes', so beschreibt es Wolf-Dieter Storl. Sie ist  das Ursprünglichste was wir haben und schon viel länger auf dieser Erde als wir Menschen. So gesehen erschaffe ich Orte, an denen wir lernen und uns verbinden können. Aber was schreibe ich da?! Ich erschaffe ja nichts - ich ermögliche! Ich ermögliche der Natur, sich entfalten zu können. Denn schon die Seattle wussten: 'Wie kann man Land kaufen oder verkaufen? Das Land gehört uns ja nicht, wir sind ein Teil der Natur'. (Häuptling Seattle in seiner Rede an den weißen Mann, als dieser beabsichtigte ihr Land zu kaufen. (Vgl.: Wir sind ein Teil der Erde, Walter-Verlag AG Olten, 1982). Als Teil der Natur ordne ich mich ein und gehe in Beziehung und in Resonanz mit ihr. Die notwendige innere Balance des Seins wird möglich. Diese Verbindung funktioniert am besten in der Stille. In der Stille und der wertfreien Wahrnehmung, ist eine tiefe Verbindung zu unserer Mitwelt, den beseelten Pflanzen und Lebewesen, möglich. Dann findet Heilung (=Ganzwerdung) statt. 

 

 

Zurück in die Zukunft oder Zukunft(s)sicher?


Die Maßnahmen, die Auswahl der Kulturen und die Art der Bepflanzung lassen ein Ökosystem wieder entstehen und sind zugleich zukunftsorientiert und an viele (bereits eingetretene) Veränderungen angepasst. Fast alle der hier kultivierten Pflanzen mögen viel Sonne und Wärme, sind robust und widerstandsfähig, sind Heilpflanzen oder Insektenweiden und der fantastische Boden in Schallstadt speichert zudem sehr gut Feuchtigkeit. 

Es kommen durchaus alte Methoden zum Einsatz:

 

"Warum haben sie denn überall Stroh auf den Beeten", fragte mich eine ältere Frau.  "Das verhindert, 

dass der Boden austrocknet und hält ihn locker und lebendig", antwortete ich. "Ja stimmt, das haben 

wir früher auch so gemacht.....", erwiderte die Frau. 



Durch die händische Bearbeitung ist eine dichte Bepflanzung in Mischkultur möglich und die Gründüngung und das Mulchen sorgen ihrerseits für weniger Verdunstung und Austrocknung des Bodens, sodass kaum bewässert werden muss. Ich mache zwar vieles wie früher, jedoch ist das was ich mache nach vorne in die Zukunft gerichtet. Die Vorgehensweise sichert die Ernährung und Ernährungssouveränität, die Arbeit hält fit und gesund und kann in der Regel so angepasst werden, dass eine gleichbleibende Tätigkeit  nicht allzu lange gemacht werden muss, die Tätigkeiten gewechselt werden können, sodass keine einseitigen körperlichen Belastungen entstehen. Die Natur wird erhalten (und nicht verbraucht) und das Konzept ist übertragbar
 

"Eine Hand voll Kräuter am Tag und man hat alles was man braucht."

 

Die Balance des Seins betrifft auch unsere Arbeit und wie wir arbeiten. Zwischendurch können Natur und Kräuter genossen werden, sodass insgesamt ein ganzheitlicher, gesunder und nachhaltiger Arbeitsplatz mit deutlichem Mehrwert bzw. ohne Verluste oder Einbussen geschaffen wurde. Das ist gute Arbeit. Es ist auch das Maß einer guten Arbeit. Das was ich von Hand schaffe - und wir sollten in der Lage sein, alle notwendigen Dinge des Lebens von Hand zu schaffen - ist das Maß einer guten Arbeit und definiert die Größe einer bewirtschaftbaren Fläche. Sobald Maschinen oder Banken hinzu kommen wird es Stress, wird Druck ausgeübt und das Mobilee geriet aus dem Gleichgewicht. 

Die Geschwindigkeit mit der heutzutage auch im Gemüseanbau gearbeitet wird, ist nicht mehr an den Menschen, sondern an Maschinen bzw. Ertrag/Preis angepasst. Deshalb werden wir krank.

 

Erschaffen wir wieder ein Gleichgewicht!

 

 

 

Die drei Standorte


Bötzingen ist ein kleiner 400m2 großer Pachtgarten mit alten Obstbaumbestand der sukzessive durch klimaresistente Sorten und seltene Früchte ergänzt wird. Der Standort ist ehemaliges Sumpfgebiet und es kann zu Staunässe kommen. Der Boden ist dunkel und schwer und sehr nährstoffreich. Gemüseanbau hat hier nicht funktioniert, die Schnecken fressen hier alles weg. Nur Kartoffeln funktionieren hier mit Einsatz von nicht ganz ethischen Bierfallen. Und Meerrettich hat sich gut etabliert, der eine gute Ergänzung mit den Kartoffeln bildet und diese vor dem Kartoffelkäfer schützt. Auch Mariengras soll hier etabliert werden, das einen feuchten Boden mag und die Schnecken mögen es nicht.

2024 wird hier auch Mädesüß, Wiesenkerbel, Schlangenknöterich und Topinambur etabliert.


Freiburg ist ein etwa 350 m2 grosser Schrebergarten, der auch in einer Gartengemeinschaft organisiert ist und ursprünglich zur Selbstversorgung angelegt wurde. Hier wachsen sehr viele verschiedene Pflanzen und Heilpflanzen und es ist innerhalb von nur 2 Jahren zu einem kleinen Paradies mit großer räumlicher Vielfalt und Artenvielfalt geworden. Jetzt hat sich aber herausgestellt, dass der Boden wohl keine Zukunft für einen Gemüseanbau aufweist. Er ist nur etwa 40 cm stark und darunter kommt Gerölll aus der letzten Eiszeit. Damit kann ein Kapillaraufstieg des Wassers nicht stattfinden, der Boden trocknet gnadenlos aus, der Mulch bringt bei Hitze und langer Trockenheit nichts mehr und die Giessmengen betragen ungefähr das 50-fache im Vergleich zum Standort Schallstadt. Zudem sinkt der Grundwasserspiegel weiter ab. Die Strategie für die kommenden Jahre ist noch nicht ganz klar. Vermutlich werden weitere Hügelbeete angelegt, Säulenpappeln gepflanzt, vermehrt auf Tiefwurzler und mehrjährige Kulturen gesetzt und mehr Bodendecker integriert. 


Der Standort Schallstadt ist ein wahrer Glücksgriff was Lage und Boden angeht. Es ist ein schmaler Ackerstreifrn von 1.200 m2 und der Boden gehört zur Mengener Brücke, die Ton-Lehm Schichten von bis zu 140m aufweist. Der helle Boden ist sehr fruchtbar und speichert sehr gut Wasser. Gießen ist kaum notwendig und einer Verkrustung wirkt das Mulchen entgegen. Bis 2022 wurde hier konventionell Spargel angebaut, d.h. Der Boden ist so gut wie tot. Kaum Regenwürmer oder sonstiges Leben und kein Humus. Die Belebung läuft und es hat sich schon nach einem Jahr vieles verbessert und es wird von Jahr zu Jahr besser werden. Die Massnahmen hier im einzelnen sind:


 

  • ein halbes Jahr nur Gründüngung, dann integrierte Gründüngung
  • Mulchen mit Stroh und anfallendem organischen Material
  • Sonnenblumen für viel und tiefe Wurzelmasse im Boden
  • Pflanzenjauchen: Beinwell, Ackerschachtelhalm, Brennnessel und Luzerne für die Nährstoffversorgung und Stärkung der Pflanzen und des  Bodens
  • Giessen mit Mikroorganismen
  • Mykkorhiza-Pilz-Impfungen zur Etablierung der Pilze
  • Anbau in  Mischkulturen 
  • Alle weiteren Maßnahmen der regenerativen Anbauweise

 


(Hier folgt ein ausführliches Skript zum Mulchen)

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